Auch gesundheitlich stark beeinträchtigte Menschen haben Sex. Offen gesprochen darüber wird selten. Die neue Beratungsstelle „Liebelle“ in Mainz soll bei Fragen weiterhelfen.
Die neue Mainzer Beratungsstelle „Liebelle“ will die Themen Sexualität und Partnerschaft von geistig Behinderten aus der Tabuzone holen. Ihre Bündelung von Beratungsangeboten und wissenschaftlicher Begleitung sei bundesweit einmalig, teilten die Werkstätten für behinderte Menschen Mainz gGmbH (WFB) und der Verein pro familia am Dienstag zur Eröffnung mit.
Es fehle an Unterstützung für Behinderte, „die das Recht auf eine erfüllte Beziehung haben“, hieß es weiter. Eltern fühlten sich mit dem schwierigen Thema meist alleingelassen. Auch die Mitarbeiter von Werkstätten und Wohnheimen seien oft unsicher. „Sie müssen beispielsweise erkennen, wenn Zuneigung in sexuelle Belästigung umschlägt.“ Untersuchungen zufolge seien Behinderte zwei- bis dreimal häufiger Opfer von sexueller Gewalt als Menschen ohne Behinderung.
Die anwesende rheinland-pfälzische Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, sie freue sich über die Eröffnung der Beratungs-, Forschungs- und Bildungsstätte, weil ein derartiges Angebot „bislang in der Praxis leider viel zu selten realisiert wird“. Nicht nur für Menschen mit Einschränkungen, sondern auch für ihre Angehörigen und Freude sei die neue Stelle dringend nötig. Der Name „Liebelle“ setzt sich zusammen aus „Lie(be)“ und „Be(ratungste)lle“.